Leeres Fußball-Stadion von Holstein Kiel

Müll und Fußball – Nachhaltigkeit im Stadion und darüber hinaus

6. Mai 2025 | Lesedauer 5 Minuten

Fußball ist weltweit die beliebteste Sportart. Tausende Fans pilgern regelmäßig in die Stadien, um ihre Teams anzufeuern, mitzufiebern und Siege zu feiern. Wo Menschen zusammenkommen, entsteht auch immer eine Menge Müll. Häufig sind Einweg-Verpackungen das Problem. Auch billig produzierte Fanartikel aus Kunststoff landen viel zu schnell in der Tonne. Hinzu kommen die Treibhausgas-Emissionen, die durch die Anreise von Fans und Spielern entstehen. Pro Besuch im Stadion verursacht ein einziger Fußballfan ganze 0,8 Kilogramm Müll. [1] Bei 75.000 Besuchern in der Allianz Arena in München sind das ganze 60.000 Kilogramm Abfall pro Spiel. [2] Das ist so viel wie fünf voll beladene Müllfahrzeuge (mit einer Kapazität von 12 Tonnen). Autsch.

Müllprobleme bei Fußballveranstaltungen

  • Einwegverpackungen: Wegwerfbecher und Fast-Food-Verpackungen sind keine nachhaltigen Lösungen. Auch der Plastikwahnsinn bei Fanartikeln verursacht eine Menge Müll – um so schlimmer, wenn sie nach der Saison in der Tonne landen.
  • Abfälle außerhalb des Stadions: Hinterlassenschaften rund um die Arenen und Public-Viewing-Plätze sind keine Seltenheit. Wilder Müll sieht nicht nur eklig aus, sondern verunreinigt die Natur.
  • Mikroplastik durch Kunstrasen: Ein oft übersehener, aber bedeutender Umweltfaktor. Das Problem sind die Gummipartikel, die als Verfüllung genutzt werden. Durch Wasser, Wind und Sportschuhe gelangen diese Partikel in Form von Mikroplastik in die Umwelt. Mikroplastik ist schwer abbaubar und kann giftige Stoffe in die Umwelt abgeben.
  • CO₂-Fußabdruck von Fußballfans: Anreise und Verpflegung – Durch ihre Masse sind die Fans der Haupttreiber des Abfalls. Das Hauptproblem: Immer noch reisen viel zu viele Fans mit dem Auto an. Das verursacht enorme Treibhausgasemissionen.

Nachhaltigkeit als Pflicht: Umweltbewusstsein im Fußball

Ganz klar ist: Kein Fußball ohne Fans. Sie sind wichtig für den Verein und das Team-Gefühl. Sie gehören dazu. Das bedeutet, auch wenn sie Hauptverursacher der Abfallberge in den Stadien sind, können wir nicht auf sie verzichten. Im Gegenteil: Die Fans können etwas bewirken. Deshalb liegt eine große Aufgabe der Vereine darin, ihre Fans für Nachhaltigkeit zu sensibilisieren.

Andere Kampagnen, beispielsweise gegen Rassismus, haben bereits bewiesen, dass sich über den Sport Botschaften verbreiten lassen. Das liegt auch daran, dass Fußball Massen erreicht. Ganze 5 Milliarden Menschen haben die FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2022 im Fernsehen verfolgt. [3, 4] Rund 55 Prozent der deutschen Bevölkerung bezeichnen sich selbst als fußballinteressiert. [5]

Auf europäischer Ebene gibt es verschiedene Projekte, Ideen und Ansätze, um Nachhaltigkeit in den Fußball zu integrieren. Ziel ist es dabei, die Abfallmengen zu reduzieren und die Recyclingquote zu steigern, um Wertstoffe in den Kreislauf zurückzuführen und wichtige Ressourcen zu sparen. Bewusstsein für Nachhaltigkeit sowohl unter Fußballfans als auch unter Organisatoren zu schaffen, sind die Hauptziele zweier Projekte auf europäischer Ebene – Circular EURO 2024 und Life tackle.

Nicht nur für die Umwelt haben diese Nachhaltigkeitsstrategien einen positiven Effekt. Auch Vereine profitieren von Ressourcenschonung. Denn auf diese Weise können zum Beispiel Energie, Wasser und natürlich auch Abfallentsorgungskosten gespart werden.

Best Practices: Nachhaltigkeit in der Bundesliga

Seit der Saison 2023/24 ist es offiziell: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) verpflichtet alle Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga dazu, ein verbindliches Nachhaltigkeitskonzept vorzulegen. Damit wird Nachhaltigkeit zur klaren Aufgabe für den Profifußball – nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Stadion, im Vereinsumfeld und bei den Fans.

  • Konzepte der Vereine: Mehrwegbecher und Pfandsysteme bei den Spielen, Mülltrennung und Recyclingstrategien zur Förderung der Kreislaufwirtschaft
  • Nachhaltige Stadien: Solarstrom, Regenwassernutzung und die Förderung einer umweltfreundlichen Infrastruktur
  • Fan- & Umweltinitiativen: Engagement aus der Community für einen grüneren Fußball

So engagiert sich Holstein Kiel

Leeres Fußball-Stadion von Holstein Kiel

Fußballvereine wie Holstein Kiel stehen heute vor der Herausforderung, nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich und ökologisch Verantwortung zu übernehmen. Der Verein versteht sich als Vorbild – auf und neben dem Platz. „Nachhaltigkeit ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, sagt A. Hartmann aus der Nachhaltigkeitsabteilung von Holstein Kiel. Grundlage sei ein intensiver Dialog mit Mitarbeitenden, Fans, Partnern und der Kommune, aus dem eine klare Strategie entstanden ist: CO₂ reduzieren, Ressourcen schonen, Partnerschaften pflegen und gesellschaftliches Engagement ausbauen.

Im Holstein-Stadion setzt der Verein bereits viele Maßnahmen um. Ein Pfandsystem für Getränke, Verpackungsvermeidung in der Essensausgabe und biologisch abbaubare Materialien helfen, Müll zu reduzieren. Auch Lebensmittelverschwendung wird aktiv vermieden – durch eine gezielte Essensplanung im VIP-Bereich und eine angestrebte Zusammenarbeit mit foodsharing e.V.

Darüber hinaus unterstützt der Verein ökologische Projekte im nahen Umfeld. Dazu gehört der Holstein Honig vom Trainingsgelände, der Willerwald (1 Tor = 11 Bäume) und die Unterstützung von Projekten des NABU Bergenhusen und Stiftung Naturschutz.

Die Anreise zum Stadion ist ebenfalls Teil des Konzepts: Fans können mit dem Heimspiel-Ticket kostenlos den ÖPNV nutzen. Zudem gibt es Kooperationen mit einem Bikesharing-Anbieter und neue Radabstellanlagen. Damit fördert der Verein aktiv klimafreundliche Mobilität.

Holstein Kiel setzt stark auf Kommunikation: Bei Fanstammtischen, über Vereinskanäle und im direkten Austausch werden nachhaltige Themen regelmäßig aufgegriffen. So entstanden etwa inklusive Veranstaltungsformate wie der Fanstammtisch oder neue Mobilitätsangebote auf Fanwunsch. Die Resonanz? Positiv. Gerade bei Themen wie Toleranz, Vielfalt und Nachhaltigkeit zeigen Fans großes Interesse und Unterstützung.

Insgesamt zeigt sich: Wenn Fans, Verein und Partner gemeinsam handeln, kann nachhaltiger Wandel gelingen. Holstein Kiel will diesen Weg weitergehen – mit Offenheit, Austausch und dem Ziel, auch andere Clubs zum Mitmachen zu bewegen.

Natürlich engagieren sich auch andere Fußball-Vereine für Nachhaltigkeit. Der Norden punktet: Gerade kürzlich wurden die zwei Hamburger Fußballvereine, HSV und FC St. Pauli, für besondere Nachhaltigkeit im Merchandising ausgezeichnet. Und auch hier wird ganz schnell klar: Die Fans müssen mitziehen.

Nachhaltigkeit beginnt bei den Fans: Was kann jeder Einzelne tun?

  • Müllvermeidung im Stadion: (eigenen) Mehrwegbecher, auf To-Go-Snacks in Einwegverpackungen verzichten oder für den „direkt auf die Hand“-Verzehr entscheiden
  • Umweltfreundliche An- und Abreise: Öffentliche Verkehrsmittel, Fahrgemeinschaften, Fahrrad
  • Nachhaltige Fanartikel unterstützen: Weniger Plastik, mehr Fairtrade & langlebige Produkte
  • Clean-Up-Aktionen unterstützen: Rund ums Stadion für eine sauberere Umwelt mit anpacken, selbst keinen Müll liegen lassen

Blick in die Zukunft: Wie kann Fußball nachhaltiger werden?

Unser Beitrag zeigt, Fußball und Abfall sind keine Gegner. Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind relevante Themen für Vereine und Fans. Beide müssen aber auch noch an sich arbeiten.  So könnte Fußball in der Zukunft aussehen:

  • Zero-Waste-Stadien: Keine Einwegverpackungen, konsequentes Recycling und Ressourcenschonung
  • Klimafreundliche Sportveranstaltungen: Von der Anreise bis zur Rasenpflege – alles möglichst CO₂-neutral
  • Gemeinsame Verantwortung von Vereinen & Fans: Nachhaltigkeit als Teil der Fußballkultur etablieren

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