Wenn jemand seinen Müll nicht richtig trennt, kann das zwei Gründe haben: Ignoranz, oder ganz einfach Unwissenheit. Dabei hat Mülltrennung eigentlich nur Vorteile – für die Umwelt und für unseren Geldbeutel. Leider gibt es echte Denkfehler, die das Recycling schon bei der getrennten Müllsammlung verhindern. Wir klären auf und zeigen euch 5 häufige Denkfehler.
Die Geschichte der Abfallentsorgung
Die Geschichte der Mülltrennung und -entsorgung hat sich im Laufe der Jahrhunderte erheblich weiterentwickelt, getrieben von Gesundheitsbedenken, wirtschaftlichen Interessen und dem wachsenden Bewusstsein für Umweltschutz.
Inhaltsverzeichnis
Wir produzieren zu viel Abfall
Abfall gab es früher und wird es immer geben. Das Problem ist die Menge, bei der wir mittlerweile angekommen sind. Mit etwa 340 Millionen Tonnen Abfall jährlich (Durchschnitt der letzten zwanzig Jahre) produziert Deutschland eindeutig zu viel Müll.[1] Der Großteil der Abfallmengen stammt aus dem Baugewerbe. 2022 lag das Abfallaufkommen in Deutschland bei 399 Millionen Tonnen.[2] Etwa 50 Millionen Tonnen stammen davon aus den privaten Haushalten.[2]
Anteil Siedlungsabfälle zum Abfallaufkommen 2022 in Deutschland (in Mio. t)
Anteil Siedlungsabfälle zum Abfallaufkommen 2022 in Deutschland (in Mio. t)
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Umwelt/Abfallwirtschaft/_inhalt.html
Das Pro-Kopf-Aufkommen an Haushaltsabfällen – Restmüll, Bioabfälle, Wertstoffe, Sperrmüll und sonstige Abfälle wie Batterien und Farben – liegt seit 2004 im Schnitt bei 455 Kilogramm pro Kopf.[3] In den Jahren 2020 und 2021 stiegen die häuslichen Abfallmengen geprägt durch die Corona-Pandemie auf bis zu 484 Kilogramm pro Kopf an. [3] Die Abfallmengen sanken nach diesem Höhepunkt 2022 auf 438 Kilogramm.[3] Mit 326,5 Millionen Tonnen Abfällen wurden im Jahr 2022 ganze 82 Prozent der Abfälle verwertet.[2] 70 Prozent aller Abfälle wurden stofflich und etwa 12 Prozent energetisch verwertet.[2] Rund 16 Prozent aller Abfälle aus Deutschland landeten auf Deponien.[2]
Abfallverwertung 2022 in Prozent
Abfallverwertung 2022 (in Prozent)
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Umwelt/Abfallwirtschaft/_inhalt.html
Heute wissen wir, dass Abfall ein wertvoller Rohstoff ist und dass die fachgerechte Entsorgung und Wiederverwertung entscheidend für den Schutz unserer Umwelt ist. Das spiegelt sich in der Geschichte der Abfallentsorgung wider.
Die Geschichte der Abfallwirtschaft
Seitdem es uns Menschen gibt, gibt es Abfall. Was sich im Laufe der vielen Jahrtausende verändert hat sind Art und Menge der Abfälle sowie der Umgang damit.
Bereits in der Steinzeit haben Menschen Abfälle produziert. Allerdings wurde alles so lange wiederverwendet wie nur möglich. Pflanzen, sowie tierische Überreste, wurden als Wertstoffe verstanden und für den Bau von Werkzeugen oder Kleidungsstücken verwendet. Hatte etwas ausgedient, wurde es für einen anderen Zweck verwendet. So lange, bis keine Wiederverwendung oder Reparatur mehr möglich war. Unsere Vorfahren waren also bereits in der Steinzeit echte Recycling-Helden. Erst mit der städtischen Lebensweise werden Abfälle zum Problem und die Entsorgung ein wichtiges Thema.
Die Anfänge der Abfallentsorgung im Römischen Reich und Mittelalter
In den antiken Zivilisationen, wie dem Römischen Reich, gab es bereits Anfänge eines Müllentsorgungssystems. Abfälle wurden zum einen durch öffentliche Toiletten und Kanalisationen, zum anderen mit Hilfe von Pferdewagen und Mülldeponien aus den Städten entfernt. Ganz anders sah es im Mittelalter aus. Mit den zahlreichen Gründungen neuer Städte gerieten die Innovationen der Römer in Vergessenheit. Abwassersysteme und öffentliche Toiletten gab es nicht. Der Abfall wurde stattdessen einfach auf die Straßen geworfen, was zu unhygienischen Bedingungen führte.
Was seit der Steinzeit blieb, war der Recycling-Gedanke. Im Mittelalter bekam das Recycling durch die Erfindung des Papiers eine neue Bedeutung. Papier wurde in seinen Anfängen aus Lumpen hergestellt. Lumpensammler liefen durch die Straßen und sammelten neben den alten Lumpen der Leute alles ein, was wiederverwertet werden konnte.
Industrielle Revolution
Mit der industriellen Revolution und dem Wachstum der Städte stieg die Menge des anfallenden Abfalls erheblich. Dies führte zu ersten systematischen Ansätzen zur Müllentsorgung. Das Abwassersystem wurde in England neu erfunden und in vielen europäischen Städten wurden Müllabfuhrsysteme etabliert. In Form einer „systemlosen Müllabfuhr“ wurden die Abfälle zuerst durch eigene Behälter bei den Menschen zuhause abgeholt. Schnell wurde die genormte Tonne mit Deckel eingeführt – der Vorreiter unserer Abfalltonne und ein Meilenstein in der Geschichte der Abfallentsorgung. Die eingesammelten Abfälle wurden außerhalb der Städte deponiert oder verbrannt.
Das Hoch und Tief des Recyclings
Nach den Weltkriegen lag Deutschland 1945 in Schutt und Asche. Es herrschte ein Mangel an Allem. Wie in der Steinzeit wurde nahezu alles recycelt, kaum etwas wurde als Abfall betrachtet – der Höhepunkt des Recyclings, wenn auch aus einem Notgedanken heraus.
Mit der Erholung der Wirtschaft sank die Armut der Bevölkerung und das Recycling verlor wieder erheblich an Bedeutung. Die Menschen wollten konsumieren. Gleichzeitig erfuhr der Kunststoff seinen Höhepunkt. Ab den 1950er Jahren begann die Massenproduktion von Kunststoff-Produkten. Einweg wurde zum Trend. Gleichzeitig wurde durch die maschinelle Produktion vieles billiger, sodass sich eine Art Wegwerfmentalität ausbreitete. Die Menge an Verpackungsmüll und Haushaltsabfällen nahm stark zu. Dies wiederum führte zur Einführung von Müllverbrennungsanlagen und Deponien im großen Maßstab. In Deutschland gab es bis in die 1970er-Jahre hinein mehr als 65.000 Deponien, darunter zahlreiche wilde Deponien.
Die Umwelt wird wichtiger
In den 1970er Jahren wuchs das Bewusstsein für Umweltprobleme. Es wurde erkannt, dass die Deponierung von Abfällen zahlreiche umweltbelastende Auswirkungen nach sich zieht. In Deutschland trat 1972 das Abfallbeseitigungsgesetz in Kraft. Wilde Mülldeponien wurden verboten. Darüber hinaus wurden in verschiedenen Ländern erste Recyclingprogramme eingeführt. Deutschland startete mit der getrennten Sammlung von Altglas durch die Einführung von Altglas-Containern. Es folgten Altpapier-Container und Wertstoffhöfe. Langsam wurde erkannt, dass in unseren Abfällen wertvolle Rohstoffe stecken.
Das Duale System für Verpackungen
Erst in den 1980er Jahren wurde die Mülltrennung in vielen Ländern gesetzlich vorgeschrieben. Die 1991 eingeführte deutsche Verpackungsordnung verpflichtete die Unternehmen, ihre in Umlauf gebrachten Verpackungen zurückzunehmen und bei deren Entsorgung mitzuwirken. Das Duale System mit dem „Grünen Punkt“ war geboren. Seit 1993 sammeln die Verbraucher und Verbraucherinnen Verpackungsmaterialien getrennt; entweder im gelben Sack oder in der gelben Tonne.
Um langfristig die Menge des auf Deponien entsorgten Mülls europaweit zu reduzieren, führte die Europäische Union strenge Vorschriften ein. Recyclingquoten wurden festgelegt. Heute rückt die Diskussion um Plastikmüll und die Verschmutzung der Ozeane in den Vordergrund. Viele Länder führen Maßnahmen zur Reduzierung von Einwegplastik ein.
Moderne Abfallwirtschaft als neuer Industriezweig
Die moderne Abfallwirtschaft nutzt heute fortschrittliche Technologien. Dazu gehören beispielsweise automatische Sortieranlagen und chemisches Recycling. Die Effizienz der Mülltrennung und die Qualität des Recyclings nahm in der Folge stark zu. Das Konzept der Kreislaufwirtschaft gewinnt seit Jahren an Bedeutung. Ziel ist es, Abfälle zu minimieren, indem Materialien so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf gehalten werden. Dazu wurde 2012 das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) verabschiedet. Mit dem KrWG folgte die Einführung der verschiedenen Tonnen. Wurden Abfälle früher nur in einem einzigen Behälter gesammelt, gibt es heute drei bzw. vier verschiedene Abfalltonnen: Die Biotonne für alle organischen Abfälle, die Verpackungs- und Papiertonne bzw. die Wertstofftonne sowie die Restmülltonne für alle restlichen Abfälle.
Auch wurde erkannt, dass es nicht ausreicht, nur über die Entsorgung und Verwertung von Abfällen nachzudenken. Viele Länder haben Gesetze zur Reduzierung von Abfällen und zur Förderung des Recyclings verabschiedet. Initiativen wie das EU-Kreislaufwirtschaftspaket und die Zero-Waste-Bewegung fördern nachhaltige Praktiken. Trotz Fortschritten gibt es weltweit noch große Herausforderungen. In vielen Entwicklungsländern fehlt es an effektiven Abfallmanagementsystemen. Die globale Zusammenarbeit und der Technologietransfer sind entscheidend, um das Problem zukünftig anzugehen. Fest steht:Abfall wird es immer geben, unser Umgang und Verhalten sind entscheidend.
Aktuelle Ansätze zur Abfallvermeidung
Abfallvermeidung ist ein zentrales Thema in der Diskussion um Nachhaltigkeit und Umweltschutz. In Zukunft werden verschiedene Strategien und Technologien eine Rolle spielen, um die Menge an Abfall zu reduzieren. Hier sind einige wichtige Ansätze:
1. Kreislaufwirtschaft:
- Produkte werden so gestaltet, dass sie leichter repariert, wiederverwendet und recycelt werden können.
- Materialien werden möglichst lange in Gebrauch gehalten, um Abfall zu minimieren.
2. Zero-Waste-Strategien:
- Unternehmen und Haushalte setzen auf Maßnahmen, um keinen Müll zu produzieren, indem sie auf Einwegprodukte verzichten und Mehrwegoptionen nutzen.
- Gemeinschaften entwickeln Pläne, um die Müllmenge drastisch zu reduzieren, indem sie Recycling und Kompostierung fördern.
3. Nachhaltiges Design:
- Produkte werden umweltfreundlicher gestaltet, mit weniger und wiederverwertbaren Materialien.
- Modularität und Langlebigkeit von Produkten werden in den Vordergrund gestellt.
4. Innovative Materialien:
- Einsatz biologisch abbaubarer und kompostierbarer Materialien, um der Herausforderung Plastikmüll zu begegnen.
- Entwicklung neuer Materialien, die leichter recycelt oder wiederverwertet werden können.
5. Digitalisierung und Sharing Economy:
- Digitalisierung reduziert den Bedarf an physischen Produkten (z.B. E-Books, digitale Musik).
- Sharing-Economy-Plattformen fördern die gemeinsame Nutzung von Ressourcen (z.B. Car-Sharing, Werkzeugverleih).
6. Gesetzgebung und Anreize:
- Regierungen setzen strengere Vorschriften für die Abfallentsorgung und Recyclingquoten.
- Wirtschaftliche Anreize, wie Steuernachlässe oder Zuschüsse, sollen umweltfreundliche Praktiken fördern.
7. Bildung und Bewusstseinsbildung:
- Aufklärungskampagnen zur Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema Abfallvermeidung.
- Integration von Nachhaltigkeitsthemen in die schulische und berufliche Ausbildung.
All diese Maßnahmen zusammen können dazu beitragen, die Menge an Abfall in der Zukunft erheblich zu reduzieren und eine nachhaltigere Lebensweise zu fördern.