Kein Biomüll in die Restmülltonne

19. Mai 2022 | Lesedauer 5 Minuten

Sauber getrennter Biomüll ist wichtig, denn Plastik und andere Störstoffe können nicht zu Kompost verarbeitet werden. Außerdem ist es mindestens genauso wichtig, dass der Bioabfall auch in der richtigen Tonne landet. Nur dann kann aus dem wertvollen Abfall neben Energie und Wärme noch hochwertiger Kompost gewonnen werden. Der Experte spricht hier von einer sogenannten Kaskadennutzung. Der Bioabfall wird zunächst in einem Luftverschlossenen Behälter vergoren und in Bioenergie verwandelt und aus dem sogenannten Gärrest wird Komposterde hergestellt.

Landet der Bioabfall aber in der Restmülltonne, ist er „verloren“. Aus ihm wird keine Bioenergie und auch kein Biokompost für die Landwirtschaft, der neuen Pflanzen beim Wachsen hilft. Im Gegenteil: Der Biomüll wird zusammen mit den Windeln, Zigaretten und anderen nicht recycelbaren Abfallstücken teurer entsorgt und landet letzten Endes in der Müllverbrennung. Das ist schlecht für die Umwelt, unser Klima und treibt die Abfallgebühren nach oben. 

Der Weg unseres Biomülls: So werden daraus Bioenergie und Kompost

Abfall in eine Tonne, Rausstellen und damit ist die Sache für die meisten Menschen erledigt. Die Kollegen mit den großen Autos leeren die Tonne und weiter macht man sich keine Gedanken, wie der Abfall genutzt und weiterverarbeitet wird. In Wirklichkeit passiert aber eine ganze Menge. Die wichtigsten Schritte im Überblick:

Schritt 01: Zu Hause Sammeln

Wer seine Obst- und Gemüsereste zu Hause getrennt sammelt, leistete einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Besonders wichtig ist es, dass Plastiktüten oder andere Störstoffe nicht in der Biotonne landen. Diese Störstoffe stören die Produktion des Biokomposts für die Landwirtschaft.

Schritt 02: Einsammlung

Die Müllwerkerinnen und Müllwerker leeren alle 7 bis 14 Tage die Biotonnen und transportieren den wertvollen Inhalt zu Kompostierungs- und Vergärungsanlagen. Hier werden alle Bioabfäll in Biokompost und Bioenergie verwandelt.

Schritt 03: Kompostierung und Vergärung

In modernen Anlagen wird durch den natürlichen, mikrobiologischen Abbau von Biomüll Biogas hergestellt. Bakterien zersetzen in einem luftdichten Raum – dem sogenannten Fermenter – den zuvor zerkleinerten Biomüll. Dabei entsteht Biogas. Zurück bleibt ein Gärrest, der zu Biokompost für die Landwirtschaft wird. Dieser ersetzt chemischen Dünger.

Ergebnis: Biogas und Kompost

Das methanhaltige Biogas wird im Blockheizkraftwerk in Biostrom und Wärme umgewandelt. So können zahlreiche Haushalte mit echter Bioenergie versorgt werden. Aus Biomüll wird außerdem wertvoller Biokompost, der das Wachstum neuer Pflanzen fördert. So schließt sich der Kreislauf der Natur und es gibt frisches Obst und Gemüse auf unseren Tellern.

Weitere Informationen zur Verwertung von Biomüll gibt es auf unserer Detailseite zum Thema Biomüll und Biomüllverwertung.

Große Unterschiede in der Abfallbehandlung

Es bestehen große Unterschiede in der Behandlung der unterschiedlichen Abfallarten. Bioabfall aus Privathaushalten eignet sich besonders gut für die sogenannte Vergärung, weil hier viele Küchenabfälle enthalten sind. Diese sind energetisch sehr wertvoll. Um so wichtiger, dass der Biomüll in der richtigen Tonne landet. In der Restmülltonne kann – wie bereits beschrieben – aus dem Biomüll kein Biokompost werden. Der eigentlich perfekte Kreislauf wird damit gestört.

Alleine in Flensburg entstehen jeden Monat circa 400 Tonnen Bioabfälle. Daraus kann so viel Energie gewonnen werden, wie 265 Haushalte im gleichen Zeitraum verbrauchen. Das funktioniert aber nur, wenn die Bioabfälle in der richtigen Tonne landen: In der Biotonne!

Wo liegt jetzt das Problem?

Nur wenn der Bioabfall auch in der Biotonne landet, kann er so verarbeitet werden, wie beschrieben. Leider landet immer noch ein Großteil des Bioabfalls in der Restmülltonne. Bioabfall, der in der Restmülltonne landet, wird größtenteils der thermischen Verwertung zugeführt, also verbrannt.

Eine vom TBZ im letzten Jahr in Auftrag gegeben Restmüllanalyse zeigt, dass es noch enormes Verbesserungspotenzial gibt. Die Untersuchung hat ergeben, dass fast doppelt so viel Bioabfall im Restmüll landet wie in der Biotonne. Damit wird rein rechnerisch Energie für mehr als 500 Haushalte nicht genutzt und somit verschwendet. Zudem erstehen für die Entsorgung als Restmüll Mehrkosten in Höhe von mehr als 500.000 Euro pro Jahr. Weniger Bioabfall im Restmüll könnte somit auch eine Senkung der Abfallgebühren bedeuten.

Die Zahlen aus Flensburg lassen sich auf ganz Deutschland übertragen: Im Jahr 2019 wurden durch deutsche Haushalte ca. 16 Millionen Tonnen Restmüll erzeugt. Analysen belegen, dass von dieser Menge ca. 40 Prozent Bioabfälle. Die Mehrkosten, die durch die Behandlung als Restabfall entstanden sind, werden auf deutlich über eine Milliarde Euro geschätzt. Verloren gegangen ist darüber hinaus genug Energie für 4,25 Millionen Haushalte. Was für eine Vergeudung!

Was kann jede*r einzelne tun?

Die Lösung ist einfach: Kein Bioabfall mehr in die Restmülltonne!

Aber wir kennen es doch alle. In der Küche ist kein Platz für einen Biobehälter, der Weg zur großen Tonne ist zu weit und überhaupt verbreitet die große Biotonne im Sommer keinen wirklich guten Geruch.

Viele Abfallwirtschaftsbetriebe nehmen sich dieser Schwierigkeiten bereits an und bieten Lösungen. Das TBZ bietet seinen Kundinnen und Kunden für einen geringen Betrag kleine Vorsortierer für die Küche, die mit einem Filterdeckel ausgestattet sind. Die darauf abgestimmten Papiertüten und ein spezieller Filterdeckel für die großen Tonnen vor der Haustür sind ebenfalls erhältlich. So wird das Sammeln von Bioabfall ein Stück hygienischer. Gut für die Umwelt und unser Klima ist es allemal.

Auch wenn es etwas unbequemer ist, den Bioabfall auch in den richtigen Behälter zu werfen, es ist ein wichtiger Schritt zu einer umweltbewussten Gesellschaft, den jede und jeder von uns täglich gehen kann. Klimaschutz fängt zu Hause an und Mülltrennung ist ein Schlüssel zum Klimaschutz. Wenn wir das begreifen, haben wir schon viel gewonnen.

Helfen Sie mit, damit wir Energie aus Bioabfällen erzeugen können und unser Klima schonen! – für uns und für die Zukunft. Kein Biomüll in die Restmülltonne. Trennen rockt!

Wichtige Zahlen und Fakten zur Bioabfallsammlung in Deutschland gibt’s unter https://wir-lieben-recycling.de/recycling-in-zahlen/biomuell/

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