Frau schmeißt ein zerknülltes Blatt Papier in eine blaue Papiertonne im Miniaturformat.

Papier kann mehr – 9 Fakten über Altpapier

23. April 2024 | Lesedauer 4 Minuten

Papier wird gefühlt immer schon getrennt gesammelt, denn Altpapier ist ein wichtiger Rohstoff. Das weiß jeder. Wir lieben Altpapier und präsentieren euch 10 Fakten über den nachhaltigen Rohstoff, den Experten als sogenannten Sekundärrohstoff bezeichnen. 

#1 Das Recycling von nur einer Gewichtstonne Papier kann bis zu 17 Bäume retten! [1]

Oder weniger plakativ: pro Kilogramm Sekundärfaserpapier (Erläuterung des Begriffs im Folgesatz) werden bis zu 2,2 Kilogramm Holz eingespart. Als Sekundärfaserpapier bezeichnet der Experte Recyclingpapier, das eben zum Großteil aus recyceltem Altpapier besteht und nicht aus Primärfasern aus Holz, die zur Produktion von Papier verwendet werden.  Für die Herstellung von einem Kilogramm des sogenannten Sekundärfaserpapiers (=Recyclingpapier) werden hingegen 1,2 Kilogramm Altpapier benötigt.

Wasser und Energie wird bei der Produktion von Recyclingpapier ebenfalls gespart: Für die Produktion von einem Kilogramm neuem Kopierpapier (200 Blatt – Primärfaserpapier) werden etwa 50 Liter Wasser und fünf Kilowattstunden Energie verbraucht. Die Produktion von Recyclingpapier hingegen benötigt nur etwa 50 Prozent an Energie und nur rund 33 Prozent der Wassermenge. [2]

#2 Altpapier ist der wichtigste Rohstoff für die Papiererzeugung

Aus Altpapier wird wieder Papier, Karton oder Pappe. Zeitungen und Verpackungen werden fast ausschließlich aus Altpapier hergestellt. Jedes Jahr werden allein in Deutschland über 17 Millionen Tonnen Altpapier auf diese Weise zu neuem Papier verarbeitet. [3]

#3 Der Blaue Engel steht für 100% Recyclingpapier

Der Blaue Engel ist seit mehr als 45 Jahren das Umweltzeichen der Bundesregierung. Der Blaue Engel ist die Orientierung beim Einkauf und zeigt uns, welche Produkte zu 100 Prozent aus Recyclingpapier bestehen. Für die gekennzeichneten Produkte muss kein einziger Baum fallen. Das ist nicht nur gut für die Wälder, sondern auch ein wichtiger Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt. Die Lebensräume vieler Tiere und Pflanzen bleiben erhalten. Das schützt das Klima sowie Ressourcen. Recyclingpapier ist ökologisch gesehen deutlich umweltfreundlicher als sogenanntes Papier mit dem FSC-Siegel, das aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt.

Wer beim Kauf seines Collegeblocks, Heftes und Co. auf den Blauen Engel statt auf Frischfaserpapier setzt, sorgt für rund 70 Prozent weniger Energie- und bis zu 80 Prozent weniger Wasserverbrauch bei der Produktion der Papiererzeugnisse. Last but not least schützt 100 Prozent Recyclingpapier unsere Gesundheit: Der Blaue Engel garantiert, dass zur Herstellung keine giftigen Chemikalien oder Zusatzstoffe verwendet wurden. [4]

#4 Altpapier wird europaweit gesammelt

Altpapier ist der am meisten gesammelte Sekundärrohstoff. In ganz Europa werden über 60 Millionen Tonnen Altpapier gesammelt und wieder dem Kreislauf zurückgeführt. Altpapier wird dabei in fast 100 verschiedenen Sorten international gehandelt. Die Recyclingquote von Altpapier liegt in Deutschland mit rund 79 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Das bedeutet umgerechnet, dass für die Herstellung von 100 Kilogramm Papier in Deutschland ganze 79 Kilogramm Altpapier eingesetzt werden.


#5 Deutschland ist Nettoimporteur

Aufgrund des hohen Recyclinganteils in der deutschen Papierindustrie importiert Deutschland auch Altpapier aus dem Ausland, was es zu einem Nettoimporteur von Altpapier macht. Das bedeutet, dass Deutschland mehr Altpapier importiert als exportiert. [3]

#6 Ganz ohne Frischfaser geht es nicht

Das Foto wurde von unten aufgenommen, man sieht viele Bäume eines Waldes in den Himmel ragen. Die Bäume sind grün und der Himmel ist blau.

Ein unendliches Recycling von Altpapier ist (noch) nicht möglich. Eine aktuelle Studie des bifa-Umweltinstituts stützt diese These. Die Fasern könnten theoretisch unendlich oft wiederverwendet werden. Aber: Der Aufarbeitungsprozess und das Aussieben von Störstoffen wie Büroklammern, Plastikteilen oder anderen Dingen führen im Recyclingprozess zum Verlust von Fasern. Diese müssen immer wieder ersetzt werden. Der Altpapierkreislauf benötigt also einen kleinen Anteil frischer Fasern. [3] [5]

#7 Manches „Papier“ ist NICHT recyclingfähig

Sobald sich zu den reinen Papierfasern Glanz und Glitzer, dünne Kunststofffolien, Lacke oder andere Chemikalien gesellen, ist es vorbei mit dem Recycling. Diese „Papiere“ lassen sich meist nicht in Wasser lösen bzw. die Papierfasern nicht sauber ausschleusen.

Das gehört NICHT in die Papiertonne:[3]

  • Backpapier und -ofenschalen
  • Beschichtete Papiere (z.B. Faxthermopapier),
  • Butterfolie
  • Fotos
  • Benutzte Getränkebecher
  • Grußkarten mit Batterien
  • Klebebänder auf Papier
  • Klebeetiketten und das Trägerpapier
  • Küchenkrepp
  • Tischdecken
  • Milch- oder Getränkekartons
  • nicht restentleerte Verpackungen; Paradebeispiel: der fettverschmierte Pizzakarton
  • Staubsaugerbeutel
  • Suppen- und Soßentüten
  • Tapeten
  • Teebeutel, Tee- und Kaffeefilter

#8 Hygieneaspekte verbannen Handtuchpapier und Co. in die Restmülltonne

Hygienepapiere enthalten oft Verunreinigungen wie Körperflüssigkeiten, Schmutz oder sogar Keime. Diese Verunreinigungen können während des Recyclingprozesses nicht vollständig entfernt werden und daher die Qualität des recycelten Papiers beeinträchtigen.

Hygienepapiere haben damit in der Papiertonne nichts zu suchen. Dazu gehören[3]:

  • Benutzte Papierhandtücher
  • Benutzte Papiertaschentücher
  • Benutzte Papierservietten oder -küchenrollen
  • Windeln oder benutztes Toilettenpapier
  • Liegenpapier
  • Ärztekrepp

#9 Es gibt knapp 100 Sorten Altpapier

In der „Liste der Europäischen Standardsorten und ihre Qualitäten“ (Altpapier-Sortenliste) werden verschiedene Sorten Altpapier beschrieben. Hier geht es um die Zusammensetzung und Qualität. Die Liste hat in Deutschland den Status einer DIN-Norm. Sie legt die „Handelsklassen“ zwischen den Entsorgungsunternehmen und Kommunen auf der einen und den Altpapier-einsetzenden Papierfabriken auf der anderen Seite fest. Es wird unterschieden in untere, mittlere, bessere und krafthaltige Sorten sowie Sondersorten. Die Papierhersteller können so gezielt entscheiden, mit welcher Altpapierqualität sie ihr Produkt herstellen möchten. Jede Sorte hat einen eigenen Preis. [3] In der Sortieranlage werden die Papiersorten getrennt und gehen ihren Weg im Kreislauf.

Ein Haufen Altpapier wird in einer beleuchteten Halle von einem Radlader abgeladen und hier gesammelt für das anschließende Papierrecycling.

Unsere Aufgabe ist die Vermeidung von Papierverschwendung

Wir lieben Papierrecycling. Es reduziert Abfallmengen und schont Ressourcen. Papierrecycling ist gelebter Klimaschutz. Die Emission von CO2 ist deutlich geringer als bei der Produktion von Frischfaserpapier.

Noch besser als Recycling ist und bleibt aber das Einsparen. Das ist vor allem in der heutigen Zeit, in der der Online-Handel boomt gar nicht so leicht. Es gibt trotzdem einige kleine Kniffe im Alltag:

  • Wer beim Einkaufen an der Kasse oder am Obststand nicht zur braunen Papiertüte greift, sondern seine eigenen Stofftaschen oder Gemüsenetze mitbringt, rettet Bäume und spart Energie!
  • Der Morgenkaffee schmeckt aus dem mitgebrachten Thermobecher ohnehin besser als aus dem Einweg-Pappbecher. Der kann obendrein sowieso nicht recycelt werden.
  • Ein Dauerfilter für die Teekanne oder Kaffeemaschine erspart Einweg-Papierfilter.
  • Wer Omas Spitzentaschentuch reaktiviert, erhält ganz besondere Anerkennung.
  • Zeitungen und Bücher gibt es inhaltsgleich in digitaler Form und E-Mails druckt hoffentlich kaum mehr jemand aus – wenn doch, dann wenigstens doppelseitig.
Zurück zur Übersicht