PET-Recycling: Wie funktioniert’s und ist PET gut für die Umwelt?

9. August 2022 | Lesedauer 6 Minuten

Wir nutzen es alle, aber was ist PET eigentlich genau? Wo begegnet uns PET? Und was passiert, nachdem PET genutzt wurde? In diesem Beitrag begleiten wir den Allrounder von der Herstellung bis hin zum Recycling. Dabei gehen wir der folgenden Frage auf den Grund: Ist PET wirklich ein Lösungsansatz in Sachen Ressourcenschutz?

Polyethylenterephthalat – kurz PET, ist ein durch Polykondensation hergestellter thermoplastischer Kunststoff. Die Chemiker würden es so definieren: Die Monomere, aus denen PET hergestellt wird, sind Terephthalsäure (1,4-Benzoldicarbonsäure) und Ethylenglycol (1,2-Dihydroxyethan, Ethan-1,2-diol, Ethandiol).

Für nicht Chemiker: PET ist ein Kunststoff beziehungsweise eine Form von Plastik aus der Gruppe der Polyester. Er besteht zu 100% aus Erdöl oder Erdgas. PET hat einen Anteil von etwa 6% an der Gesamtmenge produzierter Kunststoffe. Das macht ihn zu einem der wichtigsten Kunststoffe. Deshalb verwundert es nicht, dass PET vielfach eingesetzt wird und uns im Alltag häufig begegnet.

PET in der Textilbranche

PET wird zur Herstellung von Textilien eingesetzt. Ein Hinweis hierzu befindet sich meist im Abnäher mit dem Wort „Polyester“. PET-Fasern sind ziemlich reißfest, nehmen keine Feuchtigkeit auf und die Kleidungsstücke knittern weniger.

PET-Fasern werden gerne mit anderen Fasern, wie z.B. Baumwolle gemischt. Dies verbessert die Trage- und Pflegeeigenschaften der Textilien. Im Bereich „Textil“ finden wir PET bereits seit den 50er Jahren. Man erkannte aber relativ schnell, dass Kleidungsstücke aus reinem Polyester nicht die optimale Lösung waren und setzte schnell auf die erwähnten Mischgewebe. Im Bereich des Sports werden Polyestertextilien mit „Funktionsgewebe“ hergestellt. Dies sind eingewebte Silberfäden, die zur Eindämmung der Geruchsentwicklung wichtig sind. Aber auch die beliebten wärmenden Fleecepullover und -jacken, die wir gerne an kühlen Sommerabenden oder kalten Wintertagen tragen, bestehen aus PET.

PET in der Verpackungsbranche

PET befindet sich massenweise im Verpackungsbereich, vor allem in Form von Flaschen und Folien aller Art. Hier entsteht der Großteil der Jahresproduktion von mehr als 56 Millionen Tonnen im Jahr. PET ist beständig gegen Öle, Fette, Alkohole und verdünnte Säuren. Es hat eine sehr geringe Durchlässigkeit für Gerüche und Gase und schützt die verpackten Lebensmittel vor äußeren Einflüssen. Zudem hat PET kaum Gewicht und lässt sich leicht in verschiedene Formen bringen. Das sind ideale Eigenschaften zum Verpacken.

Allerdings bestehen Verpackungen nur in seltensten Fällen ausschließlich aus PET. Verpackungen sind im Regelfall aus mehreren Kunststoffarten zusammengesetzt. Jeder Kunststoff hat seinen speziellen Einsatzzweck.

Besonders bekannt ist den meisten von uns wahrscheinlich das PET-Zeichen auf Flaschen. Ungefähr zwei Drittel aller hergestellten Getränkeflaschen bestehen mittlerweile aus PET. Schauen wir uns eine Getränkeflasche aber genauer an, besteht der Deckel beispielsweise überwiegend aus Polyetylen (PE), die Innenseite der Flasche ist häufig mit einer durchsichtigen Folie eines anderen Kunststoffs überzogen und das Etikett besteht wiederum aus PE oder Papier. Dies bedeutet, dass man sowohl bei Flaschen als auch bei anderen Verpackungen selten eine Reinform an PET vorfindet, sondern immer im Verbund mit anderen Kunststoffen.

Wohin wir in unserer Umgebung auch blicken – überall begegnet uns PET.

Was passiert mit PET-Flaschen?

Bereits bei uns selbst fängt das Recycling an. Denn wir bringen unsere PET-Pfandflaschen zurück zum Rücknahmeautomaten. Die PET Flaschen gelangen im Automaten selbst in ein Schneidwerk. Das ist eine Art Mühle, in der die PET Flaschen in ca. 12 mm große Bestandteile zerkleinert werden. Diese Teile nennt man „Flakes“.  

Die gebrauchten PET-Flaschen werden also gesammelt und in Form von Flakes zum Recyclingbetrieb transportiert. Dort werden Etiketten und Verschlüsse entfernt und anschließend verbrannt.

Das passiert im sogenannten Windsichter. Hier wird den Flakes von unten Luft entgegengeblasen. Reste von Etiketten werden so nach oben weggeblasen und abgesaugt.
Im nächsten Schritt werden die Verschlüsse entfernt: Die von den Etiketten getrennten Flakes landen in einem großen Wasserbecken. Die Flaschendeckel, die aus PE bestehen, schwimmen oben auf der Wasseroberfläche, da diese leichter sind als Wasser. So können PET und PE voneinander getrennt werden.

Die Flaschen selbst werden nach Farben sortiert und zerkleinert. Das Material wird gewaschen, getrocknet und von letzten Verunreinigungen befreit. Im Anschluss wird es bei 270 Grad Celsius eingeschmolzen und zu Granulat verarbeitet.

Das daraus entstandene Produkt nennt sich Regranulat und wird mit neuem Granulat gemischt. Diese Mischung wird eingeschmolzen und einer Spritzgussmaschine zugeführt, welche neue Rohlinge für PET-Flaschen herstellt. Diese Rohlinge werden zum Abfüllbetrieb transportiert, um dort erhitzt und zu PET-Flaschen ausgeformt zu werden. Anschließend können nach dem Reinigen und Etikettieren die Flaschen wieder neu befüllt und verkauft werden.

Ist PET nun umweltfreundlich?

Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Wir zeigen euch im Folgenden die Vor- und Nachteile.

Pluspunkt: PET ist vollständig recyclebar

Als Reinstoff hat PET den großen Vorteil, dass es vollständig recycelt werden kann. Es kann eingeschmolzen und in Fasern gezogen werden, so dass es zum Beispiel in der Textilbranche wiederverwendet werden kann. Dies geschieht vor allem in Ländern, die günstig Textilien herstellen. Allerdings fallen durch den Transport Belastungen für die Umwelt und das Klima an. Im Recyclingprozess und während des Einschmelzens von PET werden zudem größere Mengen an CO2 ausgestoßen.

Minuspunkt: Recycling von neuen Produkten funktioniert nicht

Problematisch ist vor allem, dass die Qualität der neuen Produkte leidet. Die Mischung verschiedener Kunst- oder Naturstoffe sorgt für ein weiteres Problem. Ein T-Shirt aus einem Baumwoll-PET-Mischgewebe erhält man nicht wieder in dessen einzelnen Bestandteilen. Bei Verbundverpackungen ist es ebenso. Recycling funktioniert hier schlecht bis gar nicht. Sinnvoll ist es, bei Textilien auf PET-Fasern zu verzichten und Verpackungen nur aus einer Kunststoffsorte herzustellen – damit das Recycling funktioniert.

Minuspunkt: PET richtet in der Umwelt großen Schaden an

Wird PET nicht ordnungsgemäß recycelt und landet in der Umwelt bzw. im Meer, gelangt PET in Form von Mikroplastik in unsere Natur, auf unsere Felder und schließlich auf unsere Teller. Auch für Tiere, die das Plastik im Meer mit Nahrung verwechseln, stellt es eine tödliche Gefahr dar. Denn bis PET abgebaut ist, dauert es etwa 450 Jahre.

Minuspunkt: PET wird aus Erdgas und Erdöl hergestellt

Der Rohstoff Erdöl, der für die Produktion von PET benötigt wird, wird immer knapper. Bei der Gewinnung und technischen Verarbeitung von Erdöl können zudem giftige Stoffe anfallen.

Herausforderung: Mischen von PET mit anderen Stoffen

Ein besonders großes Problem ist die Mischung von PET mit anderen Stoffen. Durch das Einschmelzen im Recyclingprozess wird es immer wieder mit PVC vermischt. PVC ist im Gegensatz zu PET gesundheitsschädlich und sollte im besten Fall nicht in Kontakt mit Lebensmitteln kommen.

Vor- und Nachteile von PET im Überblick

Vorteile PET
✔ vollständig recyclebar
✔ wasserfest
✔ beständig gegen Öle, Fette, Alkohole

Nachteile PET
✘ Bildung von Weichmachern und anderen Schadstoffen bei hohen Temperaturen
✘ Abbau in der Umwelt nach frühestens 450 Jahren
✘ durch Mischung mit anderen Kunststoffen im Recyclingprozess ist das Material unter Umständen nicht mehr zum Verpacken von Lebensmitteln geeignet

Was können wir tun?

Fragen, die wir uns alle stellen sollten:
  • „Müssen wir unbedingt Mineralwasser aus Frankreich, der Eifel oder Norwegen trinken?“
  • „Sollte ich lieber auf lokale und fair produzierte Kleidungsstücke setzen? Oder muss es der Pullover für 5,99 € sein?“
Unsere Antworten:
  • Die Qualität des deutschen Trinkwassers aus der Leitung ist gut – und erstklassig überwacht wird es auch. Warum also nicht einfach Leitungswasser nutzen und dieses durch Hilfsmittel zu Sprudelwasser machen?
  • Auch wenn PET ein Kunststoff mit besonderen Eigenschaften ist, je weniger wir davon produzieren, desto besser ist es für unsere Umwelt. Das Umsteigen vom französischen Produkt auf regionales Leitungswasser ist ein Beitrag zum Klimaschutz.
Unsere Botschaft:
  • Trinkt Wasser aus der Leitung. Es ist gesund, günstig und von guter Qualität.
  • Kauft besondere Getränke lieber in Pfandflaschen aus Glas. Diese lassen sich deutlich häufiger wiederverwenden.
  • Kauft am besten lokal produzierte Produkte in Pfandflaschen aus Glas.
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