Sollte ich meinen Müll wirklich trennen? Und wie gelangt mein Plastikmüll überhaupt ins Meer? Wir beantworten 10 Alltagsfragen zum Thema Nachhaltigkeit, deren Antworten oft anders ausfallen als erwartet.
Lebensmittel sind kostbar – warum werfen wir so viel weg?
Etwa elf Millionen Tonnen Lebensmittel wurden 2020 nach Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Deutschland weggeworfen. Der Großteil entsteht in privaten Haushalten, der Rest fällt im Handel und der Verarbeitung an. Besonders häufig landen Obst, Gemüse und Brot im Abfall. Da stellt sich die Frage: Dürfen wir uns einen solchen Umgang mit wertvollen Lebensmitteln in Zeiten weltweiter Hungersnöte und Rohstoffverknappung leisten?
Wir alle kennen das Szenario: Im Kühlschrank stehen noch Reste vom gestrigen Abendessen und bei zwei Joghurts ist das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits abgelaufen. Die Banane in der Obstschale sieht auch eher braun als gelb aus. Was tun wir mit diesen auf den ersten Blick nicht mehr ansprechenden Lebensmitteln?
Da wir wissen, dass im Durchschnitt jede und jeder von uns pro Jahr 56 Kilogramm Lebensmittel wegwirft (BMEL 2020), scheint es viele Gründe zu geben, warum wir wertvolle Lebensmittel in den Müll werfen, statt sie zu retten. Grund genug, dass wir den Wert von Lebensmitteln neu überdenken und das nicht nur aufgrund der gestiegenen Preise, sondern auch aus ethischen und ökologischen Gründen.
In diesem Zusammenhang stellen sich viele Fragen:
- Woher stammen die Lebensmittel, die entsorgt werden?
- Warum werden so viele Lebensmittel weggeworfen?
- Warum ist uns der Wert von Lebensmitteln nicht bewusst?
- Was können wir dagegen tun?
Inhaltsverzeichnis
Der Großteil der weggeworfenen Lebensmittel stammt aus Privathaushalten
Warum werfen wir Lebensmittel weg?
Das Problem Lebensmittelverschwendung war lange Zeit nicht im Fokus von Politik und Öffentlichkeit. Als das Thema in Deutschland wahrgenommen wurde, legte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die „Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“ vor. Diese Strategie verfolgt seit 2019 das Ziel, Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette zu reduzieren.
Bis 2030 soll die Lebensmittelverschwendung in Deutschland pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene halbiert werden. Die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Lebensmittelabfälle, einschließlich Nachernteverlusten, sollen ebenfalls verringert werden. Um der „Wegwerfkultur“ der Privatverbraucher entgegenzuwirken, muss nach den Gründen für das Verhalten gesucht werden.
Es wurde festgestellt, dass wir Lebensmittel wegwerfen, weil:
➞ wir zu viel eingekauft haben.
➞ wir keinen Überblick über unsere Vorräte haben.
➞ das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist.
➞ wir Reste nicht verwerten.
➞ wir sie falsch lagern.
➞ sie verdorben sind.
➞ sie uns nicht schmecken.
Warum ist uns der Wert von Lebensmitteln nicht bewusst?
Lebensmittel sind heute jederzeit verfügbar. Aber woher unsere Lebensmittel kommen und wie viele Ressourcen für die Produktion nötig sind, wissen die meisten von uns nicht mehr aus erster Hand. Mit ihrem Anbau und ihrer Herstellung haben nur noch die wenigsten von uns zu tun. Es fehlt der persönliche Bezug.
Wie groß die Menge an wertvollen Ressourcen bei der Produktion von Lebensmitteln ist, soll hier anhand des Wasserverbrauchs exemplarisch dargestellt werden. Es wird die Menge an Wasser betrachtet, die für die Herstellung von nur 100 Gramm verschiedener Nahrungsmittel verbraucht wird. Bei einem Apfel werden gut 80 Liter Wasser benötigt, für 100 Gramm Weißbrot 160 Liter und für 100 Gramm Rindfleisch sogar mehr als 1.500 Liter! Werfen wir Lebensmittel weg, vergeuden wir nicht nur wertvolles Wasser, sondern auch Energie, Boden, Dünger und die Arbeitskraft vieler Menschen. Es liegt allein an uns, dies zu ändern und die wertvollen Rohstoffe einzusparen.
Quellen: www.waterfootprint.org; www.virtuelles-wasser.de
Lebensmittel vor dem Müll retten: Verwenden statt verschwenden
Die Tafeln gehören zu den bekanntesten Rettern von Lebensmitteln. Die knapp 1.000 Tafelstandorte haben eine Mission: Lebensmittel retten und armutsbetroffenen Menschen helfen. Die Tafeln sammeln Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können, und geben sie an Menschen in Armut weiter, die sich eine ausgewogene Ernährung nicht leisten können. Mit 60.000 Helferinnen und Helfern sind die Tafeln eine der größten sozial-ökologischen Bewegungen in Deutschland. Pro Jahr retten sie rund 265.000 Tonnen Lebensmittel und geben sie an mehr als 1,6 Millionen Menschen weiter – mit steigender Tendenz (Dachverband Tafel Deutschland e.V.).
Darüber hinaus gibt es viele weitere Initiativen und Plattformen, wie zum Beispiel die online Plattform „Too good to go“ (TGTG). Sie bringt Bäckereien, Supermärkte oder Restaurants mit Verbrauchern zusammen. Mit 9,4 Millionen registrierten Nutzern und rund 17.000 Partnerbetrieben wurden seit der Gründung im Jahr 2016 rund 23 Millionen Essensportionen gerettet. Neben „Too good to go“ gibt es viele weitere Foodsharing-Gruppen. Die Verteilung der Lebensmittel läuft überwiegend über die sozialen Netzwerke (www.foodsharing.de), es gibt aber auch zahlreiche Initiativen, die ausschließlich regional arbeiten.
Das können wir tun:
Die bundesweite Kampagne „Zu gut für die Tonne“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) benennt sog. „zehn goldene Regeln“, die dabei helfen, Lebensmittel zu verwenden, statt sie zu verschwenden.
1. Einkauf planen
Die beste Vorsorge sei demnach eine gute Planung. Und die ist ganz einfach: Einen Einkaufszettel schreiben, fertig. Sich Zeit nehmen beim Einkaufen sei ebenfalls wichtig, um der verführerischen Auswahl an Lebensmitteln zu widerstehen. Wir alle wissen, dass Hektik und Hunger uns schnell zu unüberlegten Käufen verführen. Packungsgrößen im XXL-Format locken mit günstigen Preisen, kommen uns und der Umwelt aber teuer zu stehen, wenn die Hälfte im Müll landet. Auch unser bewusstes Auswählen kann die Abfallmengen im Handel reduzieren, denn Obst mit kleinen Macken oder das Brot vom Vortag kann genauso schmackhaft sein. Das Beste: Hierbei lässt sich auch noch Geld sparen.
2. Kühlen, kühlen, kühlen!
Auf dem Weg vom Einkauf nach Hause muss die Kühlkette immer geschlossen sein. Richtiges Kühlen sei laut BMEL bei leicht verderblichen Lebensmitteln besonders wichtig. Diese Produkte gehören sofort in den Kühlschrank.
3. Die richtige Lagerung
Neben dem Kühlen müssen Lebensmittel gut und richtig gelagert werden. Kartoffeln lieben es dunkel, geöffnete Nahrungsmittel sollte man in dicht schließende Behälter umfüllen. Äpfel und Tomaten strömen Ethylengas aus, das andere Früchte schneller reifen lässt. Daher sollten sie separat gelagert werden.
4. MHD = Kein Wegwerfdatum!
Ein weiteres, großes Thema ist die Haltbarkeit. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Wegwerfdatum! Was gut aussieht, gut riecht und gut schmeckt, ist in aller Regel auch noch essbar. Damit erst gar keine überlagerten Nahrungsmittel anfallen, hilft die regelmäßige Kontrolle der Vorräte dabei, die Übersicht zu behalten und etwaige Schädlinge oder Schimmelbildung zu erkennen.
5. Reste verwerten
Natürlich lassen sich Reste nicht immer vermeiden, aber sie lassen sich verwerten. Übriggebliebenes kann eingefroren oder gut verpackt im Kühlschrank gelagert werden. Es gibt verschiedene kostenlose Apps, die gezielt zu den „Reste-Zutaten“ passende Rezepte vorschlagen (z. B. Restegourmet, Zu gut für die Tonne oder Plant Jammer). Ein weiterer Tipp ist das maßvolle Bestellen in Restaurants oder bei Veranstaltungen. Scheuen Sie sich nicht, sich Übriggebliebenes einpacken zu lassen.
Zusammengefasst:
Das Wegwerfen von Lebensmitteln ist eine echte Sünde! Die größten Verschwender sind nicht die Supermärkte oder Gastronomien, sondern die privaten Verbraucher – Also wir! Statt Wegwerfen regt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, die Tafeln sowie private online Plattformen zum bewussten Einkaufen und Verwenden an. Werden weniger Lebensmittel im Abfall entsorgt, wird die Umwelt geschont und Ressourcen bereitgehalten.
Mach mit! Wir alle haben es in der Hand, etwas zu verändern. Jeden Tag.
– Trennen rockt!