Winzige Mikroplastikpartikel in Nahaufnahme auf einem Finger vor schwarzem Hintergrund

Verkauf von Mikroplastik in der EU verboten

23. Oktober 2023 | Lesedauer 3 Minuten

Umweltorganisationen bemängeln schon seit einigen Jahren den Umgang mit Mikroplastik im Verbrauchermarkt. Die EU-Kommission hat nun ein europaweites Verbot für den Verkauf von Mikroplastik erlassen und Maßnahmen für Industrie und Wirtschaft festgelegt. Ziel ist es, die Verschmutzung durch Mikroplastik bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren. Das Verbot trat am 17.10.2023 in Kraft.

Das Verbot trifft in erster Linie Kosmetika und Waschmittel, die Mikroplastik enthalten. Als Teil der EU-Kunststoffstrategie wurden konkrete Maßnahmen für Industrie und Wirtschaft festgelegt, die von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) empfohlen und entworfen wurden. Ziel ist es, die Verschmutzung unserer Umwelt durch Mikroplastik um 30 Prozent zu reduzieren. Schätzungen zufolge werden in der EU jährlich insgesamt 42.000 Tonnen Mikroplastik freigesetzt. [1]

42.000 Tonnen Mikroplastik jährlich allein in der EU

Die beschlossenen Maßnahmen gelten europaweit und werden schrittweise umgesetzt. Die letzten Maßnahmen sollen seitens der Industrie bis 2035 umgesetzt werden. Die Industrie hat diese Zeit, um Alternativen für Mikroplastik zu finden und umzusetzen.

Produkte, die Mikroplastik enthalten aber nicht freisetzen, sind vom Verbot ausgenommen. Ebenso Produkte, die an Industriestandorten verwendet werden, sowie Produkte, die durch andere EU-Rechtsvorschriften geregelt sind. Das sind beispielsweise Arznei-, Lebens- und Futtermittel. Die Hersteller sind jedoch jährlich dazu verpflichtet, die aus ihren Produkten freigesetzte Menge an Mikroplastik abzuschätzen.

Der Grund für das Verkaufsverbot von Mikroplastik

Unter dem Begriff „Mikroplastik“ werden alle synthetischen Polymerpartikel mit einer Größe von bis zu 5 mm zusammengefasst. Mikroplastik stellt ein Problem für die Umwelt dar. Denn wenn es einmal in der Umwelt freigesetzt wurde, kann es nicht wieder biologisch abgebaut oder entfernt werden.

In vielen Produkten versteckt sich Mikroplastik, wie zum Beispiel in Kosmetikartikeln, Autoreifen oder auf Kunstrasenplätzen. Bei der Freisetzung durch den Regen oder eine Dusche gelangen die Partikel in den Boden, von dort aus ins Grundwasser und in die Ozeane. Fische nehmen das Mikroplastik auf und letztlich kann es so auch in unsere Lebensmittel gelangen – Mikroplastik ist also nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch für uns Menschen. Die neuen Regeln könnten einen Beitrag leisten, die Umweltverschmutzung zu verringern. Laut EU-Kommission sollen die neuen Maßnahmen die Freisetzung von ca. einer halben Million Tonnen Mikroplastik verhindern. [2]

Kunstrasenplätze sind die größte Mikroplastik-Quelle

Die größte Quelle für die Freisetzung von zugesetztem Mikroplastik ist laut Kommission das Granulat auf Kunstrasenplätzen und anderen Sportanlagen. Auf Kunstrasenplätzen wird Granulat aus Mikroplastik bewusst zugesetzt. Laut Europäischer Chemieagentur (ECHA) trägt das Einstreumaterial mit einem Anteil von zwei Dritteln erheblich zur Verschmutzung der Umwelt durch Mikroplastik in der EU bei. [1, 3] Ab 2031 darf europaweit kein Einstreumaterial mehr aus Mikroplastik auf Kunstrasenplätzen verwendet werden. Die Betreiber von Kunstrasenplätzen haben somit acht Jahre Zeit, auf alternative Materialien umzusteigen. Sand, Kork, Olivenkerne oder Kokosnüsse sind die Alternative.

So erkennst du, in welchen Produkten sich Mikroplastik versteckt

Dank einer Selbstverpflichtung der Kosmetikhersteller werden bereits weniger Mikroplastikpartikel eingesetzt. Viele Hersteller sind bereits auf biologische Alternativen umgestiegen. Doch auch in Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, Spielzeug und Arzneimitteln ist in der Regel Mikroplastik enthalten. Hinweise für zugesetztes Mikroplastik sind auf den Inhaltslisten der Produkte zu finden.

Bei folgenden Produkten sollte genauer hingeschauet werden:

  • Shampoos
  • Weichspüler
  • Sonnenschutzmittel
  • Cremes
  • Zahnpasta
  • Waschmittel

Die häufigsten Abkürzungen für Mikroplastik:

PE (Polyethylen)Plastikkügelchen, häufig enthalten in Kosmetik und Pflegeprodukten; sorgt für gelartige Konsistenz in Flüssigwaschmitteln und Weichspülern
ACS (Acrylate Crosspolymer)Verdickungsmittel und Filmbildner, enthalten in (Sonnen-)Cremes
PQ (Polyquaternium)verhindert unter anderem als Plastikfilm im Shampoo das Ziepen der Haare

Das können wir tun:

Mikroplastik fällt leider täglich im Alltag an, ohne dass wir es merken. Neben Kosmetikprodukten beispielsweise auch durch Kleidung aus synthetischen Stoffen oder den Reifenabrieb von Autos und Fahrrädern. Wir können trotzdem etwas tun.

Unsere vier Tipps:

  • Achte beim Kauf von Kosmetik- und Reinigungs-Produkten darauf, ob Mikroplastik enthalten ist.
  • Schalte die Waschmaschine erst ein, wenn sie fast voll ist. So lässt sich nicht nur Energie sparen, sondern es wird auch der Abrieb von Kleidungsstücken durch weniger Reibung verringert.
  • Verwende keine Putztücher aus Mikrofaser. Sie verlieren winzige Fasern, die schnell ins Abwasser gelangen.
  • Beteilige dich an Müllsammel-Aktionen. Auch herumliegender Müll zersetzt sich langsam, aber sicher zu Mikroplastik.

Mehr zum Thema Mikroplastik in Kosmetikprodukten erfährst du hier.

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