Gelbe Säcke liegen an der Straße auf einem Haufen zur Abholung bereit.

Verpackungsentsorgung auf den Punkt gebracht

3. Mai 2023 | Lesedauer 5 Minuten

Milchkartons, Konservendosen, Chipstüten – Verpackungen sind allgegenwärtig und einer der größten Abfallmengen aus Privathaushalten. Die Entsorgung erfolgt in den meisten Fällen über die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack. Aber was passiert eigentlich mit den Verpackungen und kostet die Entsorgung wirklich nichts? Was ist eigentlich alles eine Verpackung?

Ein Beitrag zum Thema Verpackungsentsorgung von Ralph Rillox, Abteilungsleiter Kommunale Abfallwirtschaft und Stoffstrom des Zweckverbandes Ostholstein.

Was gehört zu den Verpackungen?

Fangen wir mal mit der wichtigsten Frage an, was eigentlich alles als Verpackung zählt. Da diese Frage nicht ganz so einfach zu klären ist und zudem rund um die Entsorgung von Verpackungen viele Regelungen bestehen, gibt es in Deutschland das Verpackungsgesetz. Dort finden sich unter anderem Definitionen, welche Arten von Verpackungen es gibt, wie die Entsorgung geregelt ist und welche Rechte und Pflichten die Hersteller und Vertreiber von Verpackungen haben.

Der Einfachheit halber nehmen wir hier nur den Teil der Verkaufsverpackungen unter die Lupe. Denn dies sind die Verpackungen, die in Privathaushalten anfallen und über die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack entsorgt werden. Verkaufsverpackungen sind demnach „aus beliebigen Materialien hergestellte Erzeugnisse zur Aufnahme, zum Schutz, zur Handhabung, zur Lieferung oder Darbietung von Waren, die (..) typischerweise dem Endverbraucher als Verkaufseinheit aus Ware und Verpackungen angeboten werden (…)“ §3 Abs. 1 VerpackG.

Das ist jetzt ein bisschen umständlich formuliert – wie Juristen halt so sind. Im Prinzip ist damit gesagt, dass unter Verkaufsverpackungen all diejenigen Verpackungen fallen, in denen Waren an (Privat)Kunden verkauft werden.

Verschiedene Verkaufsverpackungen, unter anderem eine Nussverpackung, Konservendose und Joghurt liegen auf einem Tisch.

Wie läuft das mit der Entsorgung?

Die Gelbe Tonne ist für sogenannte „Leichtverpackungen“.  Es gibt auch noch andere Wege der Verpackungsentsorgung. Abhängig vom Material werden Verpackungen über unterschiedliche Behälter entsorgt:

  • Verpackungen aus Pappe:
    Werden zusammen mit anderem Altpapier über die Altpapierbehälter des zuständigen kommunalen Abfallwirtschaftsbetriebes entsorgt. Das sind in den meisten Gebieten die Blauen Tonnen bei Privathaushalten und zusätzlich öffentliche Depotcontainer im jeweiligen Gebiet.
  • Verpackungen aus Glas:
    Altglas wird normalerweise über Depotcontainer entsorgt, welche an zentral zugänglichen Plätzen aufgestellt sind. Wichtig ist dabei, dass Altglas nach Farben getrennt in die richtigen Container gegeben wird.
  • Verpackungen aus Kunststoff, Metall oder Verbundstoffen:
    Dies sind die Verpackungen, die über die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack zum recyclen gegeben werden. Im Fachjargon nennt man sie „Leichtverpackungen“.  In einigen Gebieten werden Verpackungen auch mit anderen Kunststoffen und Metallen entsorgt. Dies ist dann eine sogenannte Wertstofftonne. Wichtig ist aber, dass in Gebieten, in denen es keine Wertstofftonne gibt, wirklich nur Verpackungen in die Gelben Tonnen gegeben werden. Ansonsten kann es passieren, dass die Behälter nicht geleert werden.

Was passiert in Deutschland mit Verpackungen?

Grundsätzlich müssen alle Hersteller und Vertreiber, für die von ihnen in Verkehr gebrachten Verpackungen, die Rücknahme und Verwertung sicherstellen. Da natürlich nicht jeder Hersteller sein eigenes Rücknahmesystem für Verpackungen aufbauen kann und will, gibt es die sogenannten Dualen Systeme.

Das sind Firmen, die für die Hersteller die Rücknahmepflichten bündeln und die Abholung über die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack sowie die Altglas Container organisieren. Verpackungen aus Pappe werden über die kommunale Altpapiertonne gesammelt und anschließend verwertet.

Für Verpackungen gibt es verschiedene und unterschiedlich gute Entsorgungswege. Während Verpackungen aus Pappe, Glas und Metall sehr gut recycelt werden können, ist das bei Kunststoffen teilweise nicht der Fall. Manche Kunststoffe können nach einem aufwändigen Sortierungsprozess nur energetisch verwertet werden. Besonders die bekannte Milchtüte oder die Saftverpackung ist dabei eine Herausforderung. Diese sogenannten Verbundverpackungen sind schwer bis gar nicht zu recyceln, da sie aus mehreren Materialien bestehen, die erst voneinander getrennt werden müssen. Daher ist es ratsam, beim Einkauf möglichst auf Verbundverpackungen zu verzichten.

Ist die Entsorgung von Verpackungen kostenlos?

Plastikverpackungen auf einem Fließband eines Abfallwirtschaftsbetriebes

Auch wenn die Entsorgung von Altglas oder die Gelbe Tonne „kostenlos“ sind, verursacht die Verpackungsentsorgung an sich natürlich Kosten. Wir Verbraucher bezahlen die Entsorgung bereits beim Einkauf. Wer sich zum Beispiel einen Joghurt in einem Kunststoffbecher in den Einkaufswagen legt, bezahlt an der Kasse nicht nur den Joghurt samt Verpackung, sondern direkt auch die Entsorgung.

Die Einsammlung und Entsorgung von Verpackungen kosten Geld. Die Dualen Systeme berechnen diese bei den Herstellern und Vertreibern in Form von Lizenzgebühren. Diese hängen von der jeweiligen Verpackungsart und -menge ab. Die Hersteller kalkulieren diese Kosten in die Verkaufspreise mit ein. So bezahlen wir bei jedem in Kunststoff verpackten Artikel bereits die Entsorgungskosten. Für die Gelbe Tonne an sich bezahlen die normalen Bürger hingegen keine Gebühren.

Grenzfälle: Ist das jetzt eine Verpackung?

Bei der Frage, was eine Verpackung ist und in welchen Behälter sie entsorgt werden muss, kommt man oft schon mit gesundem Menschenverstand weiter. Bei vielen Fragen helfen häufig auch die Sortierhilfen und die Abfallberatung der kommunalen Entsorger. Auf vielen Verkaufsverpackungen befinden sich heute Hinweise zur korrekten Entsorgung. 

Es gibt aber auch die Beispiele, die uns zum Schmunzeln und manchmal auch zur Verzweiflung bringen. Einige dieser Beispiele stehen sogar so im Gesetz:

Verschmutze Pizzakartons:

Hier stellt sich die Frage, was bedeutet genau verschmutzt? Vorsichtshalber sollten Pizzakartons – auch wenn sie aus Pappe bestehen – nicht als Altpapierverpackung entsorgt werden. Denn oftmals sind sie mit Fett- oder Ölflecken getränkt oder Essensreste haften daran. Verschmutzte Pizzakartons gehören daher in die Restmülltonne.

Ein Pizzakarton mit einer Pizza Margarita wird von einer Hand mit pink lackierten Nägeln gehalten.

Kleiderbügel und Blumentöpfe:

Blumentöpfe wie auch Kleiderbügel werden explizit im Gesetz genannt (Anlage 1 Nr. 2 zum VerpackG) und machen die Widersprüchlichkeit des Dualen Systems deutlich.

Wenn ein Kleidungsstück mit einem Kleiderbügel verkauft wird, dann ist der Kleiderbügel eine „Verpackung“ und kann über die Gelbe Tonne entsorgt werden. Wenn Kleiderbügel jedoch gesondert ohne Kleidungsstücke verkauft werden, dann sind sie keine Verpackungen und dürfen nach Gebrauch nicht in die Gelbe Tonne, sondern sind mit dem Restabfall zu entsorgen. Gleiches gilt beispielsweise auch für Blumentöpfe. Werden Pflanzen mit Blumentöpfen verkauft und zu Hause herausgenommen, sind es Verpackungen. Bleibt die Pflanze während ihrer Lebenszeit in diesem Blumentopf, ist dieser anschließend keine Verpackung mehr. Mülltrennung ist nicht immer leicht und die Gesetzeslage macht es nicht einfacher.

Verpackungsentsorgung: Kann ich noch mehr tun?

Grundsätzlich ist es eine gute Idee, Rohstoffe, die in Form von Verpackungen in den Wirtschaftskreislauf gebracht werden, so gut es geht zu recyceln. Die Herstellung von Verpackungen aus Recyclingmaterial benötigt meist weniger Energie und belastet die Umwelt in vielen Fällen weniger als die Herstellung von Verpackungen aus neuen Rohmaterialien.

Bei Mehrwegverpackungen werden keine Energie oder Rohstoffe für die Herstellung von neuen Verpackungen benötigt. Deshalb sind sie besser als „normale“. Es ist also fast immer besser, Mehrwegangebote zu nutzen und bestmöglich auf Verpackungen zu verzichten.

Die Hersteller möchten ihre Produkte allerdings so ansprechend wie möglich gestalten, damit der Endverbraucher diese auch kauft. Das Geschäftsmodell der Dualen Systeme besteht darin, so viele Einwegverpackungen wie möglich zu entsorgen. Daher besteht von Anbieterseite kein großes Interesse daran, Verpackungen zu vermeiden. Hier haben wir als Konsumenten die Möglichkeit, durch die Nutzung von Einwegverpackungs-Alternativen etwas für die Umwelt zu tun.

Fazit zum Thema Verpackungsentsorgung:
Sie funktioniert und ist in vielen Fällen wichtig und eine Ergänzung zum kommunalen Entsorgungssystem, aber besser ist definitiv das Vermeiden von Verpackungen.

Zurück zur Übersicht